Lübecker Nachrichten - 16.04.2004:
Kaufmannschaft zu Lübeck gründet eigene Stiftung
Lübeck - Die Hansestadt festigt ihren Ruf als Hauptstadt der Stiftungen: Die Kaufmannschaft zu Lübeck hat gestern gemeinsam mit 26 Lübecker Unternehmern und Kaufleuten eine eigene Stiftung ins Leben gerufen. Die Kaufmannsstiftung für Lübeck und den Ostseeraum, so der Name, verfügt über ein Kapital von 260 000 Euro. Die Zinserträge sollen Bildung, Erziehung und Völkerverständigung fördern.
Kaufmannschaft gründet eigene Stiftung
von Jörg Köpke
Stiftungen haben in Lübeck Tradition. Knapp 90 gibt es mittlerweile in der Hansestadt, der Stiftungshauptstadt Schleswig-Holsteins. Jede fünfte Stiftung im Land hat ihren Sitz in der Stadt an der Trave. Die älteste, die Stiftung des St. Johannis-Frauenklosters zu Lübeck, ermöglicht seit 1172 älteren bedürftigen Frauen bezahlbares Wohnen. Nur Hamburg und Stuttgart können in Deutschland eine größere Stiftungsdichte pro Einwohner vorweisen.
Seit gestern ist die Hansestadt um eine weitere Stiftung reicher. Die Kaufmannschaft zu Lübeck, die im vergangenen Jahr ihr 150. Gründungsjubiläum feierte, hat aus diesem Anlass gemeinsam mit insgesamt 16 Mitstiftern sowie acht Zustiftern, zumeist alt eingesessenen Unternehmern und Kaufleuten, eine neue Stiftung ins Leben gerufen. Ihr Name: Kaufmannsstiftung für Lübeck und den Ostseeraum, kurz: Kaufmannsstiftung.
In einem knapp einstündigen, feierlichen Stiftungsakt wurde die gemeinnützige Einrichtung gestern im Haus der Kaufmannschaft an der Breiten Straße in Gegenwart des Lübecker Notars Dr. Klaus Brock ins Leben gerufen.
"Man kann gute Zwecke erfüllen, ohne an die abschließende Jahresbilanz denken zu müssen", erklärte Mitstifter und Vorstandsmitglied Peter Kayser in seiner offiziellen Ansprache die Vorteile einer Stiftung. Auf insgesamt 260 000 Euro beläuft sich das Vermögen der Neugründung. Dieses Geld darf jedoch nicht angetastet werden. Lediglich die Zinserträge des Kapitals dienen, wie bei Stiftungen gesetzlich vorgeschrieben, wohltätigen Zwecken. Während die Kaufmannschaft nach Angaben von Geschäftsführer Nicolaus Lange mit 100 000 Euro den größten Brocken des Kapitals zur Verfügung gestellt hat, haben sich die 16 Mitstifter mit jeweils 10 000 Euro beteiligt.
"Wir wollen Bemühungen unterstützen, durch die junge Menschen aus dem gesamten Ostseeraum zusammenkommen. Wir wollen kaufmännisches Denken an Schulen fördern", sagte Kayser. In der offiziellen Satzung heißt es wörtlich, die Stiftung fördere "Bildung, Erziehung und Völkerverständigung". So soll durch Wirtschaftsplanspiele an Schulen das tiefere Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge verbessert werden. Außerdem sollen Austauschprogramme durch Reisekostenzuschüsse finanziell unterstützt werden.
Der Stiftungsvorstand setzt sich aus insgesamt vier Mitgliedern zusammen. Ihm gehören neben Präses Lutz Kleinfeldt auch Nicolaus Lange, Peter Kayser sowie Mitstifter Dr. Walter Trautsch an. "Die Kaufmannschaft war schon nach dem Krieg sozial tätig", erklärte Lange. So habe sie sich nicht nur am Wiederaufbau der Lübecker Kirchen beteiligt, sondern auch soziale Einrichtungen unterstützt. Künftig decke die Stiftung den sozialen Bereich ab, während sich die Kaufmannschaft auf wirtschaftliche Fragen konzentriere.